Inhaltsverzeichnis
- 1 Die Story von Drova: Der Weg nach Nemeton
- 2 Das Gameplay: Ohne Hilfen durch eine feindselige Welt
- 3 Grafik und Sound: Düstere Pixelkunst trifft auf atmosphärische Klänge
- 4 Was mir gefallen hat: Ein forderndes Abenteuer mit echter Entscheidungsfreiheit
- 5 Was mir nicht gefallen hat: Orientierungsschwächen und unpräzise Kämpfe
- 6 Drova – Forsaken Kin im Test: Mein Fazit
Drova ist ein zweidimensionales Rollenspiel vom Entwickler Just2D, veröffentlicht durch Deck13, welches ich auf dem PC getestet habe. In diesem Titel schlüpft Ihr in die Rolle eines Charakters, der durch einen folgenschweren Unfall in eine geheimnisvolle Parallelwelt gelangt. Das Spiel setzt auf Retro-Pixelgrafik in isometrischer Perspektive und orientiert sich laut Entwickler an klassischen Vorbildern, die wenig Komfortfunktionen bieten. Ihr folgt keinem eindeutigen Questmarker, sondern erhaltet vage Hinweise von Nicht-Spieler-Charakteren.
In Drova gilt es, eine sagenumwobene Stadt namens Nemeton zu erreichen. Da diese Welt voller feindlicher Kreaturen und rivalisierender Gruppierungen ist, muss Euer Held oder Eure Heldin von Beginn an ums Überleben kämpfen. Lehrmeister, die über die gesamte Karte verstreut sind, helfen Euch dabei, Eure Attribute zu verbessern. Auch ein Crafting-System ist vorhanden, bei dem gesammelte Gegenstände in nützliche Ausrüstung oder Heilmittel verwandelt werden können. Damit entsteht ein klassisches Rollenspielgefühl, das eine ausgedehnte Entdeckungstour belohnen soll.

Die Story von Drova: Der Weg nach Nemeton
Drova beginnt in einem kleinen Dorf, in dem Druiden ein rätselhaftes Ritual vorbereiten. Neugierige Blicke richten sich auf einen rot leuchtenden Kristall, den die Druiden kürzlich von einem Raubzug mitgebracht haben. Als plötzlich zwei von ihnen mitten in der Nacht aufbrechen, entscheidet Ihr Euch, ihnen heimlich zu folgen und geratet daraufhin in einen unheimlichen Nebel. Genau hier nimmt Euer Abenteuer seinen Lauf: Ihr werdet unversehens in die fremde Welt Drova versetzt.
Unmittelbar nach Eurer Ankunft merkt Ihr, dass die Gesetze dieser Welt andere sind. Die geheimnisvolle Macht, die das Tor öffnete, hat eine Spur von Zerstörung hinterlassen. Die Druiden, die mit Euch gereist sind, liegen verletzt oder gar leblos im Nebel, und nur ein einziger Auftrag bleibt: Der Kristall soll nach Nemeton gebracht werden, einer Stadt, die tief im Inneren Drovas verborgen liegt. Warum gerade dorthin und welche größere Bedrohung damit zusammenhängt, müsst Ihr Schritt für Schritt herausfinden, indem Ihr die Einwohner der umliegenden Siedlungen befragt.

Auf Eurer Reise begegnen Euch zwei Lager mit teils gegensätzlichen Ideologien. Eines von ihnen glaubt daran, Drova „reinigen“ zu müssen, um die Ursprungsordnung wiederherzustellen. Das andere sucht nach einem Ausweg, da es in dieser düsteren Welt keinen dauerhaften Frieden erkennt. Durch Gespräche erfahrt Ihr, welche Ziele und Motive die Anführer der Fraktionen verfolgen. Manche wollen die Kraft des roten Kristalls für sich beanspruchen, andere sind überzeugt, dass nur ein gemeinsamer Weg zum Erfolg führen kann.
So entsteht eine Welt voller Zwischentöne, in der sich viele Einzelstorys entfalten. Manche Quests führen zu Arenakämpfen, in denen Ihr Gegner manipulieren könnt, bevor sie in den Ring steigen. Andere Missionen bieten Euch moralische Entscheidungen: Helft Ihr einer Bauernfamilie, die sich mit Schmugglern eingelassen hat, oder verratet Ihr sie an eine örtliche Miliz? Jede Eurer Taten kann langfristige Auswirkungen auf die Menschen in Drova haben. Indem das Spiel kaum mit klaren Antworten aufwartet, bleibt Ihr stets gefordert, Eure Rolle zu definieren.

Ihr werdet dabei auf Charaktere treffen, die unterschiedliche Hintergründe haben, vom ruppigen Söldner bis hin zur verzweifelten Heilerin. All diese Personen brauchen Euch, sei es bei der Monsterjagd in nahegelegenen Wäldern oder bei der Suche nach wichtigen Rohstoffen. Doch am Ende steht immer die Frage im Raum, was Ihr mit dem mächtigen Kristall anstellen wollt – und ob Nemeton tatsächlich der ersehnte Schlüssel zu Eurer Heimkehr ist.
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Das Gameplay: Ohne Hilfen durch eine feindselige Welt
Drova verzichtet bewusst auf viele Elemente moderner Rollenspiele, die Euch sonst an die Hand nehmen würden. Statt Questmarkern bekommt Ihr oft nur vage Hinweise, etwa dass eine bestimmte Ruine nördlich eines Flusses liegt oder ein bestimmter Lehrer sich nahe einer alten Mine aufhält. Dadurch seid Ihr gezwungen, die Umgebung genau zu erkunden. Bei Gesprächen sammelt Ihr Tipps und müsst Euch manchmal sogar Notizen machen, wenn Ihr später den Faden nicht verlieren wollt.
Gekämpft wird in Echtzeit aus isometrischer Sicht. Dabei geht es um gutes Timing, um Ausweichrollen und um das clevere Verwalten Eurer Ausdauerpunkte. Einfache Gegner wie aggressive Wildtiere lassen sich noch einigermaßen leicht ausmanövrieren, doch sobald Ihr auf Banditen oder gar boshafte Monster trefft, wird die Sache kniffliger. Gerade in den ersten Spielstunden müsst Ihr Euren Helden behutsam aufbauen. Erfahrungsstufen und Lernpunkte gewinnt Ihr durch das Besiegen von Feinden oder durch erfolgreich abgeschlossene Quests. Diese Lernpunkte investiert Ihr bei Trainern, die Euch verbesserte Attribute oder neue Fähigkeiten beibringen. Manche spezialisieren sich auf Nahkampfwaffen, andere auf Magie oder Geschicklichkeits-Kombos.

Ein eigenständiges Crafting-System rundet das klassische Spielerlebnis ab. Unterwegs sammelt Ihr Kräuter, Pilze, Felle oder Metalle, die Ihr zu Tränken, Rüstungen oder Waffen verarbeiten könnt. Manche Rezepte entdeckt Ihr zufällig in verfallenen Hütten, andere kauft Ihr bei Händlern, wenn Ihr genügend Silber habt. Der hohe Eigenaufwand sorgt dafür, dass Ihr nicht einfach jeden Heiltrank im Überfluss kaufen könnt. Stattdessen gewinnt jeder gefundene Rohstoff an Bedeutung – vor allem dann, wenn Ihr weitab der Zivilisation in feindseligen Gebieten überleben wollt.
Drova legt außerdem Wert auf Entscheidungen, die sich auf den Verlauf der Geschichte und Eure Beziehungen zu NPCs auswirken. Wenn Ihr etwa einer Dorfgemeinschaft helft, eine Brücke wieder aufzubauen, erhaltet Ihr womöglich ein Bündnisangebot. Dabei könnt Ihr andererseits wichtige Zeit verlieren, während anderswo in der Welt eine Bande marodierender Kreaturen näher rückt. Wer lieber ungebunden bleibt, darf auch auf eigene Faust weiterziehen, allerdings werdet Ihr dann keine Unterstützung bei Kämpfen oder Ausrüstung erhalten. Das Spiel lässt Euch diese Freiheiten, stellt Euch jedoch auch die Konsequenzen vor Augen.

Das bedeutet gleichzeitig, dass Ihr für Eure Spielweise mehr Verantwortung tragt. Ihr könnt in Story und Gameplay experimentieren, Euch mit verschiedenen Fraktionen einlassen oder jede Allianz verweigern. Was letztlich zum Erfolg führt, müsst Ihr im Spielverlauf selbst herausfinden. Drova bleibt also seiner Old-School-DNA treu und bietet eine weite, düstere Welt, in der Ihr – ohne große Hilfen – Euer eigenes Abenteuer schreibt.
Grafik und Sound: Düstere Pixelkunst trifft auf atmosphärische Klänge
Drova setzt auf eine Pixelgrafik, die an Klassiker vergangener Tage erinnert, jedoch mit einer höheren Auflösung und schicken Effekten auf dem PC dargestellt wird. Die isometrische Perspektive erlaubt es Euch, in verwinkelte Ecken zu schauen, wo Schatzkisten, Kräuter oder gelegentlich auch versteckte Pfade warten. Die Welt ist in gedeckten Farben gehalten, was die trostlose Stimmung unterstreicht. Karge Wüstenabschnitte, neblige Wälder und verfallene Ruinen machen deutlich, dass Drova eine Welt ist, in der das Licht nur selten Einzug hält.

Wer genau hinsieht, bemerkt, wie liebevoll manche Details gestaltet sind. Wenn Ihr zum Beispiel in dichten Nebel geratet, zieht sich das Weißgrau bis an die Ränder des Bildschirms, und Ihr erkennt Umrisse von Feinden erst im letzten Augenblick. In wüstenartigen Gebieten fegen gelegentlich Staubwolken über den Boden, und in Sumpfregionen erwarten Euch trügerische Lichtreflexe auf dem Wasser. Diese kleinen Feinheiten dienen nicht nur der Atmosphäre, sondern können auch spielerische Relevanz haben, wenn ein Feind sich überraschend von hinten nähert.

Im Zusammenspiel mit einer stimmungsvollen Musikuntermalung sorgt Drova so für einen fast meditativen, teils beklemmenden Ton. Die Tracks im Hintergrund wechseln zwischen düsteren Melodien und leichtem Ambient-Sound. An manchen Stellen wird die Musik abrupt lauter, wenn ein Bosskampf naht oder wenn Ihr eine besonders bedrohliche Zone betretet. Da das Spiel keine vollvertonte Sprachausgabe bietet, stützt es sich vor allem auf Textboxen, einzelne Soundeffekte und kurze, unverständliche Sprachfetzen der Charaktere.
Trotz des klaren Retro-Fokus müsst Ihr aber keine Ruckler oder unstabile Performance befürchten, sofern Ihr das Spiel auf einem einigermaßen aktuellen PC betreibt. Die Grafikeinstellungen lassen sich anpassen, was insbesondere bei schwächeren Laptops hilfreich sein kann. Während meiner Sitzung sind mir nur vereinzelt Kollisionen aufgefallen, etwa wenn ich beim Ausweichen an unsichtbaren Kanten hängen geblieben bin. Das kann in hektischen Kämpfen kurz stören, hält sich aber in Grenzen.

Unterm Strich verströmt Drova mit seinem ausdrucksstarken Pixel-Look genau die Atmosphäre, die Fans älterer Rollenspiele schätzen. Wer moderne Hochglanzgrafik erwartet, wird hier nicht fündig. Wer hingegen bereit ist, sich auf einen retrogeprägten Stil einzulassen, entdeckt reichlich charmante Details, die das Eintauchen in diese düstere Welt erleichtern.
Was mir gefallen hat: Ein forderndes Abenteuer mit echter Entscheidungsfreiheit
Mir hat vor allem das Gefühl gefallen, in eine raue, wenig erschlossene Welt geworfen zu werden, in der ich ohne vorgegebene Pfade meinen eigenen Weg finden musste. Drova erinnerte mich mit seinem Old-School-Ansatz stark an meine ersten Rollenspiele, die auf Komfortfunktionen und Questmarker verzichteten. Jedes Mal, wenn ich einen Trainer entdeckte, freute ich mich über die Möglichkeit, endlich eine neue Fähigkeit zu lernen oder die Ausdauerwerte zu steigern. Diese langsame, aber stetige Charakterentwicklung sorgte dafür, dass sich jede kleine Steigerung bedeutsam anfühlte.
Ich habe außerdem gemerkt, dass die Entwickler viel Wert darauf legten, moralische Entscheidungen sinnvoll in die Handlung einzubinden. Es war spannend, in Questdialogen zu sehen, wie meine Taten die Haltung einzelner Fraktionen mir gegenüber veränderten. Einerseits bekam ich Belohnungen, wenn ich mich für eine Gemeinschaft einsetzte, andererseits schloss ich dadurch womöglich auch eine Allianz mit einer feindlich gesinnten Gruppe aus. Solche Konsequenzen können in anderen Spielen leicht untergehen, aber Drova bleibt hier konsequent und lässt diese Entscheidungen nachwirken.

Ebenso hat mich der stimmungsvolle Pixel-Look angesprochen. Die meist düsteren Farben passten hervorragend zum Setting, in dem jede Weggabelung neue Gefahren verbergen könnte. Besonders in nebligen Gebieten war die Sicht mitunter so eingeschränkt, dass mich heranstürmende Gegner jedes Mal aufs Neue in Alarmbereitschaft versetzten. Zugleich belohnt Drova Erkundungslust, weil abseits der Hauptpfade oft seltene Rohstoffe oder interessante NPCs lauern.
Aus alledem ergab sich für mich ein Rollenspielerlebnis, das sich an viele ältere Titel anlehnt, ohne vollständig in Nostalgie zu versinken. Ich finde, Drova hebt sich in Zeiten hochglanzpolierter AAA-Games wohltuend ab, weil es seinen eigenen Weg geht.
Was mir nicht gefallen hat: Orientierungsschwächen und unpräzise Kämpfe
In mancher Hinsicht hätte Drova für mich jedoch zugänglicher sein dürfen. Ich verstehe zwar den Reiz eines offenen Rollenspiels, das keine Markierungen setzt, aber bei längeren Spielpausen fiel es mir schwer, mich an sämtliche Ortsangaben oder Trainer zu erinnern, die ich vorher aufgeschnappt hatte. Ein gut sortiertes Notizbuch oder zumindest eine übersichtliche Möglichkeit, NPC-Standorte zu markieren, wäre hilfreich gewesen, um Verwirrung zu vermeiden.
Auch in Sachen Kämpfe stieß ich auf ein paar Stolpersteine. Das Ausweichsystem fühlt sich grundsätzlich gut an, doch manchmal blieb ich in engen Gängen oder an unsichtbaren Hindernissen hängen. Wenn ein besonders harter Feind mich dann erwischte, führte das zu frustrierenden Bildschirmtoden. Mit etwas mehr Feinschliff bei Kollisionen hätte Drova diese Situation entschärfen können, da Präzision gerade in schwierigen Kämpfen das A und O ist.

Zudem hatte ich gelegentlich das Gefühl, dass manche Questaufgaben etwas zu kryptisch formuliert waren. Wenn ein NPC mir sagte, dass ein wichtiger Charakter „hinter dem alten Mühlwerk“ wohnt, verbrachte ich stellenweise eine gefühlte Ewigkeit damit, das korrekte Gebäude ausfindig zu machen. Ich kann dem zwar einen gewissen Reiz abgewinnen, weil es die Welt realistischer wirken lässt, aber andererseits zog sich das Vorankommen zeitweise unnötig in die Länge.
Ich denke, Drova hat großes Potenzial, wenn es um seine klassische Rollspielmechanik geht, jedoch könnte es ein breiteres Publikum erreichen, wenn es an diesen Stellen einen Tick nutzerfreundlicher wäre. Ein Hilfemenü, das wenigstens grundlegende Tipps parat hat, würde Neulingen den Einstieg enorm erleichtern. Trotz dieser Kritikpunkte bleibe ich bei meiner Wertung, weil das Gesamterlebnis für mich im Vordergrund steht und ich die fordernde Spielphilosophie insgesamt wertschätze. Wer jedoch schnell frustriert wird, sollte vorab wissen, dass Drova keine Gnade mit Unvorsichtigen kennt.
Drova – Forsaken Kin im Test: Mein Fazit
Drova ist ein Old-School-Rollenspiel in einer Pixelwelt, das seine düstere Atmosphäre gezielt nutzt, um Euch ohne moderne Komfort-Features ins Abenteuer zu locken. Ihr müsst Gegnern geschickt ausweichen und richtig timen, Eure Lernpunkte bei Lehrern verteilen und jeden Hinweis aus Dialogen ernst nehmen, da Euch niemand an der Hand führt. Für mich ist das ein spannendes Konzept, das an frühe Genreklassiker erinnert und meinen Entdeckerdrang geweckt hat.

Allerdings zahlt Ihr für diese Freiheit auch mit einer höheren Einarbeitungszeit. Wenn Ihr gerne alles auf der Karte markiert habt und schnell Erfolge sehen wollt, wird Drova möglicherweise zu sperrig wirken. Mit seinem eigenwilligen, nostalgischen Charme kann es jedoch Spielerinnen und Spieler begeistern, die sich auf eine fordernde Welt einlassen möchten. Diese Mischung aus Retro-Feeling, düsterer Stimmung und offenem Gameplay macht Drova zu einem besonderen Titel, den Ihr selbst erleben solltet.
